Samstag, Oktober 11, 2008

Statt eines Kommentars

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle das Ergebnis der österreichischen Nationalratswahl kommentiern. Irgendwie ist es jetzt anders. Mir war er sehr suspekt. Aber sein Tod hat auch mich betroffen. Deshalb vorerst hier nur ein Artikel aus der online-Ausgabe der Zeitschrift ÖSTERREICH:


Jörg Haider ist tot

Mit 135 km/h in den Tod gerast

Klagenfurt/Wien, 11. Oktober 2008

Drama in Kärnten: Der BZÖ-Chef ist in der Nacht auf Samstag bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.

Jörg Haider hat keine Chance, als sein Wagen, ein mit zwölf Airbags ausgestatteter VW Phaeton, in der Nacht auf Samstag ins Schleudern gerät, sich mehrmals überschlägt und gegen einen Betonpfeiler prallt. Der 58-jährige Ausnahmepolitiker stirbt nur Minuten später und hinterlässt ein Land im Schock.

Der Unfall
Es war ein langer, anstrengender Kärntner Landesfeiertag, als Haider in der Nacht zum Samstag gegen 1.18 Uhr die Loibl­pass-Bundesstraße entlang rast. Haider ist unterwegs von einer Party im Lokal Le Cabaret in Velden nach Hause, wo er am Wochenende den 90. Geburtstag seiner Mutter Dorothea feiern will.

Die Feier der Blitzlicht-Revue in Velden war ausgelassen, und eigentlich hatte Haider sein Kommen dort auch schon abgesagt. Denn er war müde, hatte schon am Nachmittag beim Interview mit einer Zeitung übermüdet gewirkt. Doch kurz nach 21 Uhr taucht Haider quasi als Überraschungsgast des Abends in Velden auf. (lesen Sie hier mehr dazu)

(c) APA

Ohne Fahrer
Um 0.30 Uhr verlässt er das Lokal – wie immer hat er nichts getrunken, nur an einem Glas Sekt genippt. Noch ist sein Chauffeur am Steuer. Doch Haider setzt seinen Fahrer in Klagenfurt ab – nimmt einen langen Umweg in Kauf, um alleine heim zu fahren.

Schicksalsstrecke
Haider hasst diese Straße, denn vor 15 Jahren hatte er hier einen schweren Unfall: Im August 1993 war er im Gemeindegebiet von Maria Rain nur knapp einer Katas­trophe entgangen: Sein weißer BMW war damals von der Straße abgekommen und drei Meter über eine Böschung geflogen. Damals blieb Haider unverletzt.

In der nacht auf Samstag fährt er in die entgegengesetzte Richtung. Sein Fahrer Friedrich Schager, den er nach Hause geschickt hat, betont gegenüber ÖSTERREICH: „Jörg ist immer wieder gerne selbst nach Hause gefahren. Er hat mir so oft frei gegeben. Hinterher gesehen rauft man sich die Haare.“ Denn kurz vor der Ortschaft Lambichl im Süden von Klagenfurt fährt Haider mit einer überhöhten Geschwindigkeit von etwa 135 km/h, wie ein Experte schätzt, die feuchte Straße entlang. Dann der Crash:

Vor einer Kurve überholt Jörg Haider einen langsameren Wagen – von da an hat er keine Chance mehr, verliert die Herrschaft über das Auto:

· Der Phaeton gerät ins Schleudern, kommt rechts von der Straße ab, schlittert eine Böschung entlang.

· Der Wagen hebt ab wie eine Rakete und rasiert ein 50 km/h-Schild und einen Wegweiser weg.

· Daraufhin schießt das Auto rund 150 Meter weiter ungebremst auf dem Grünstreifen dahin. Mit der rechten Autoseite mäht er unzählige Thujenbüsche um, die daraufhin fallen wie Grashalme.

· Dann das Schlimmste: Haiders Wagen knallt auf einen Betonpfeiler, prallt davon ab, überschlägt sich mehrfach und landet mit einem riesigen Knall wieder auf der Straße.

Die Trümmerteile des Wagens liegen über 150 Meter auf der gesamten Straße verstreut. Das Dach des Wagens ist völlig zertrümmert, die Fahrertüre wurde davongeschleudert.

Der Hilferuf
Die Frau, die Haider nur Sekunden zuvor mit seinem Wagen überholt hat, bleibt geschockt stehen. Nichts bewegt sich mehr in dem Unfallauto. Verzweifelt ruft die Frau den Notarzt. Sie weiß in dem Moment noch nicht, wer in dem völlig zertrümmerten Auto vor ihr in diesen Sekunden mit dem Tod ringt.

Ärztin ohne Chance
Binnen Minuten trifft die Polizei ein. Und gleich darauf kommt die Klagenfurter Ärztin Andrea Oher zur Unfallstelle. Oher berichtet gegenüber ÖSTERREICH: „Ich wurde von einem Polizeibeamten zur Unfallstelle gelotst. Er hat mir zugeflüstert: ‚Vorsicht, da ist der Landeshauptmann drinnen, es geht ihm nicht gut'.“ Oher erkennt Haider sofort, obwohl er durch den Horror-Unfall stark blutet, sein linker Arm ist beinahe abgetrennt. „Es hat alles ganz schlimm ausgesehen, ich habe mein Möglichstes versucht“, so die Ärztin.

Gebrochene Wirbelsäule
Doch alle Rettungsversuche nützen nichts, zu schwer sind die Kopf- und Brustverletzungen, die der Politiker erlitten hat – obwohl er angeschnallt war. „Weiters dürfte die Wirbelsäule gebrochen gewesen sein“, so der medizinische Direktor des LHK Klagenfurt, Thomas Koperna. Die genaue Todesursache soll eine Obduktion in Graz klären. Zwar gibt es kurz nach dem Unfall noch einen „Funken einer Chance, sein Leben zu retten“, wie Koperna sagt, dennoch: Jörg Haider stirbt auf dem Weg ins LKH Klagenfurt.

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